Schönmachen oder in ein Monster verwandeln


© Prospect Magazin | Maskenbildnerinnen und Maskenbildner (hier im Bild mit Hollywood-Maskenbildner Rob Burman) sind dazu ausgebildet, Gesichter zu verändern.

Prospect Magazin | Dezember 2020
TEXT: Katharina Gräser

Sie sind Teil unserer Alltags-Kultur – die von Maskenbildnerinnen, Maskenbildnern und Make-up-Artists entworfenen Kreaturen aus Blockbustern wie Herr der Ringe, Men in Black, Alien und viele mehr. Wie aber sehen Werdegang und Alltag dieser Künstlerinnen und Künstler in Österreich, Deutschland oder in den USA aus?

Dieses Jahr war für die Kultur-Branche und auch für Berufe der Maske nicht einfach, da sich ihre Tätigkeiten häufig nicht einfach ins Home-Office verlagern lassen. Wir geben einen Überblick, wie der Beruf der Maske aufgebaut ist und sich aufteilt.

Das Berufsfeld lässt sich in mehrere Teilbereiche gliedern:

  • Visagist/innen: Sie übernehmen das Schön-Schminken (Beauty Make-up) einer Person zum Beispiel für Hochzeiten, Fotoshootings, Make-up-Beratungen.
  • Make-up Artist/in: Zusätzlich zum Beauty-Schminken sind Make-up-Artists noch etwas umfassender ausgebildet: in Hairstyling, Character Make-up, Beauty-Spezialtechniken wie z. B. Glitter und Airbrush. Sie sind für Werbeshootings, Videodrehs, Events und teilweise auch am Theater tätig.
  • Maskenbildner/innen: Auch sie sind in Beauty-Techniken, Character und Hairstyling ausgebildet; zusätzlich knüpfen sie Perücken und Bärte, modellieren Masken und erstellen mittels Formenbau und Abgussverfahren die gewünschten Gesichtsteile aus Silikon oder Warmschaum für die Verwandlung der Darstellenden in Film, TV und Theater.

Früher waren die Ausbildungen für dieses Berufsfeld weniger geregelt als heute. In Österreich wird die Lehr-Ausbildung zur Maskenbildner/in von 2018 bis 2023 als Schulversuch an der Berufsschule für Frisur und Maskenbild geführt. Danach wird entschieden, ob diese als solche weiterhin bestehen kann. Im Zuge der Lehre müssen genügend Lehrplätze an Theatern zur Verfügung gestellt werden. Diese sind leider rar.

Umschulung und Weiterbildung
Auch am WIFI kann man einen umfassenden Maskenbildner Aus- und Vorbereitungskurs auf die Lehrabschlussprüfung besuchen. Eine weitere Möglichkeit, sich in Österreich in dem Berufsfeld ausbilden zu lassen, ist der Besuch einer Privatschule (z. B.: Maske-Wien, Austria’s Make up School). Die Ausbildungen dort sind meist in Visagistik, Make-up-Artist, Maskenbild/bzw. Special-Make-up-Artist unterteilt. An Privatschulen werden die erforderlichen Techniken – oft in kleineren Gruppen – weitergegeben. In Deutschland findet die Ausbildung zum Teil an der Uni, in den USA an verschiedenen Privatschulen statt. Möchte man in Österreich den Schein für die Lehrabschlussprüfung erlangen, kann man sowohl nach der Lehrausbildung als auch nach der Ausbildung am WIFI oder an der Privatschule die Lehrabschlussprüfung absolvieren. Gespräche mit den Lehrenden oder ehemaligen Schülerinnen und Schülern, Tage der offenen Türen oder wie man sich persönlich von der jeweiligen Website des Anbieters angesprochen fühlt, können eine Hilfe bei der Wahl der Ausbildungsform sein. Für welchen Ausbildungsweg man sich auch entscheidet: Die Bilder der persönlichen Arbeiten im Portfolio sind es, die die zukünftigen Auftraggeberinnen und Auftraggeber überzeugen müssen. Sie geben Aufschluss über die Erfahrung, das Talent und die künstlerischen Fähigkeiten der jeweiligen Künstlerinnen und Künstler.

Katharina Gräser

 Ausbildung/Selbstständige Maskenbildnerin

„Mein Alltag ist sehr vielfältig. Wenn gerade Kurse an der Maske-Wien stattfinden, verbringe ich den Tag im Unterricht mit meinen Schülerinnen und Schülern. Arbeiten wir für Theater- und Opernproduktionen, kann dsich der Tagesablauf aufgrund von Proben usw. zum Beispiel etwas weniger vorhersehbar gestalten. In beiden Fällen arbeite ich viel mit anderen Menschen zusammen. Zurzeit modelliere ich Kreaturen für einen Filmemacher. Da sehe ich den ganzen Tag niemanden. Ich liebe die Abwechslung in meinem Beruf.“

Neuer Alltag
Natürlich hat auch Corona in den letzten Monaten den Alltag im Beruf verändert. Auch wenn hygienisches Arbeiten vor der Pandemie selbstverständlich war, bringt diese einigen zusätzlichen Aufwand an Logistik bezüglich der absolut hygienischen Handhabung von Make-up-Produkten, Schutz der eigenen Person, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Darstellerinnen und Darsteller mit sich.

Bei der Arbeit in der Maske geht es nicht immer darum, jemanden schöner zu machen, sondern den gewünschten Charakter herauszuarbeiten.

Beate Krainer

Leitung der Abteilung Maske Wiener Staatsoper

„Durch die ständig wechselnden Herausforderungen, die der Alltag in einem Opernhaus mit sich bringt, kommt nie Langeweile auf. Vieles muss für Neuproduktionen erarbeitet werden wie z. B. Perücken, Haarteile, Glatzen, Hörner, Tattoos, um nur einiges davon zu nennen. Auch durch Corona haben wir viel dazugelernt. Überhaupt schätze ich es sehr, ein Team von großartigen Maskenbildnerinnen und Maskenbildnern leiten zu dürfen, die nicht nur sehr kreativ und handwerklich begabt sind, sondern auch sehr viel Feingefühl“

Julia Hrdina

Haar-/Make-up-Betreuung für Werbung & Fotoproduktionen

„Das Tätigkeitsfeld meiner Arbeit als Haar- & Make-up-Artist umfasst die Betreuung von Künstlern, Models und Moderatoren, Politikern und Wirtschaftern. Meine Arbeit fängt an, bevor Menschen die Bildfläche betreten und Inhalte präsentieren. Dafür benötigt es ein gutes Gespür für das optische Veränderungspotential der Person wie auch ein wesentliches Verständnis für die Inhalte meiner Auftraggeber. Unter meinen Händen wird der Mensch wandelbar und zu dem, was er für einen bestimmten Moment sein will – oder auch sein soll“

Gregor Knape

Kundenbetreuer, Trainer und Product Designer bei Kryolan

„Nicht alle Maskenbildner bleiben am Schminkstuhl. Ich bin als Kundenbetreuer, Trainer und Product Designer bei Kryolan, einem führenden Hersteller für professionelles Make-up, tätig, davor war ich Product Designer für Verkleidungsartikel. In beiden Bereichen mischen sich wirtschaftliche und technische Aspekte mit dem Knowhow des Berufes, ohne die meine Tätigkeit nicht denkbar wäre. Obwohl ich also streng genommen nicht mehr als Maskenbildner arbeite, habe ich doch jeden Tag mit den Besonderheiten des Berufs zu tun“